Info-Café zeigt: "Zur Schuld verdammt"
Das Massaker Von Ruanda
(70min, 2003, Kanada, Steven Silver)
Dienstag, 03. April 2012, Info-Café ab 18 Uhr, Film ab 20 Uhr, anschließend Kneipenabend
Der Dokumentarfilm rekonstruiert den vorhersehbaren Genozid in Ruanda und die Untätigkeit der Vereinten Nationen. Der Autor Steven Silver ruft damit ein fast schon vergessenes Drama unserer Zeit ins Gedächtnis zurück. General Romeo Dallaire, Kommandant der UN-Blauhelm-Truppe, äußert sich zu den Geschehnissen, kann seine Mitschuld an dem grausamen Völkermord nicht verwinden. Durch seine eindringlichen Aussagen wird hinter der Fassade des hoch dekorierten Soldaten ein gebrochener Mann sichtbar, den die Last von Verantwortung und Schuld innerlich zerreißt. Es war ihm nicht gelungen, die UN-Verantwortlichen und den Sicherheitsrat in New York von der Notwendigkeit einer bewaffneten Intervention zu überzeugen.
Dallaire, daran lässt der Film keinen Zweifel, ist von den Ereignissen in Ruanda gezeichnet. Wäre es möglich gewesen, die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats rechtzeitig von der Notwendigkeit einer bewaffneten Intervention unter dem Dach der Vereinten Nationen zu überzeugen? Wäre es ihm – Dallaire – möglich gewesen? Dallaire ist sich dessen heute sicher. Er empfindet es als sein persönliches Scheitern, dass es ihm nicht gelungen war, die Gleichgültigkeit der Großmächte gegenüber dem Konflikt zu überwinden. Immerhin: Dem Befehl zum Abbruch der Blauhelmmission widersetzte er sich. Dallaire blieb mit seinen Soldaten im Land. Das drohende Unheil ließ sich nicht abwenden. Aber der Kanadier wurde Augenzeuge eines Vorgangs, dessen menschliche Dimension sich unserer Vorstellungskraft entzogen hätte, gäbe es diesen Film nicht. Steven Silvers Film zeigt die menschlichen Tragödien hinter den Nachrichtenbildern. Das “Schuld-Bekenntnis” des Generals wird durch die tragische Familiengeschichte von Anne-Marie, der Schwester eines Tutsi-Ministers, der mit seiner Familie vor den Augen der Truppen Dallaires massakriert wurde, gespiegelt. Der Film liefert ein deutliches Beispiel dafür, wie Politik das eigentliche Ziel verstellen kann: in diesem Fall den Frieden.